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Ursachen einer ADHS bei Kindern - Ein Erziehungsfehler?

Für Eltern von Kindern mit AHDS ist wichtig zu wissen, dass ADHS nicht durch Erziehungsfehler verursacht wird. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass sich die Störung wesentlich aufgrund einer erblichen Veranlagung entwickelt. Ungünstige Umgebungsfaktoren wie übermäßiges Fernsehen oder Computerspielen verstärken das Auftreten der ADHS-­Symptome oft erheblich.

So weisen Untersuchungen mit Verfahren zur funktionellen Bildgebung (z. B. Positronenemissionstomografie) auf die pathophysiologische Bedeutung eines Dopamin-­ und Noradrenalinmangels hin.1 Zu dieser Beobachtung passt der Befund, dass dopaminerg und noradrenerg wirksame Substanzen wie MPH und Atomoxetin die Symptome von ADHS vermindern, indem sie die extrazelluläre Verfügbarkeit dieser Neurotransmitter erhöhen. Auch ist bekannt, dass zerebrale Netze, die an der Ausprägung von ADHS-­bedingten Defiziten beteiligt sind, stark durch dopaminerge und noradrenerge Fasern innerviert werden. Es wurde gezeigt, dass eine Medikation dazu beitragen kann, dass sich die Muster der Hirnaktivität in solchen Schlüsselregionen für ADHS normalisieren.2

Die Katecholaminhypothese lässt sich außerdem mit der Beobachtung vereinbaren, dass bei ADHS verschiedene Genpolymorphismen auftreten, welche die Katecholaminfunktionen betreffen, speziell die Funktionen von Dopamin.

Bei der Interpretation der Befunde ist dennoch zu berücksichtigen, dass neurale Systeme komplex und plastisch zugleich sind: Eine veränderte neurochemische Antwort kann einerseits direkt mit den Ursachen der ADHS in Zusammenhang stehen, sie kann eine Folge einer ADHS sein oder aber einen Marker für einen tiefer gehenden neurobiologischen Prozess repräsentieren. Aus heutiger Sicht erscheint es in Anbetracht der komplexen Interaktionsmuster zwischen dopaminergen-­, noradrenergen und z. B. serotoninergen Transmittersystemen extrem schwierig, die exakte pathophysiologische Rolle eines isolierten Systems zu definieren.3

Wie kann man feststellen, ob mein Kind wirklich ADHS hat?
 

1 Spencer TJ, Biederman J, Madras BK et al. In vivo neuroreceptor imaging in attention-­‐ deficit/hyperactivity disorder: a focus on the dopamine transporter. Biol Psychiatry 2005; 57: 1293-­‐ 1300
2 Bush G, Spencer TJ, Holmes J et al. Functional magnetic resonance imaging of methylphenidate and placebo in attention-­‐deficit/hyperactivity disorder during the multi-­‐ source interference task. Arch Gen Psychiatry 2008; 65: 102-­‐11
3 Sonuga-­‐Barke E. In: Banaschewski T, Coghill D, Danckaerts M, Döpfner M, Rohde L, Sergeant JA, Sonuga-­‐Barke EJS, Taylor E, Zuddas A. ADHS and Hyperkinetic Disorder. Chapter: Pathogenesis. Oxford University Press