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ADHS bei Erwachsenen

Die medizinische Forschung hat die Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) in den vergangenen Jahrzehnten als eine neurobiologische Erkrankung identifiziert. Ursache der ADHS ist eine teilweise veränderte Informationsübertragung zwischen Nervennetzen im Gehirn, die bei davon betroffenen Menschen unter anderem starke Störungen von Aufmerksamkeit und Konzentration hervorrufen kann. Diese Prozesse werden durch Erbfaktoren (Gene) und ungünstige Umwelteinflüsse wesentlich beeinflusst.

Einige Irrtümer über ADHS halten sich hartnäckig

Das aus medizinischer Sicht deutlich verbesserte Verständnis für ADHS erreicht das öffentliche Bewusstsein erst nach und nach. Einige Irrtümer zum Krankheitsbild halten sich hartnäckig. Beispielsweise besteht zum Teil die Vorstellung, dass die Erkrankung grundsätzlich mit einem überschießenden Bewegungsdrang – sogenannter motorischer Hyperaktivität – einhergehen muss. Dies ist so nicht richtig. Vielmehr existieren Subtypen von ADHS, bei denen die Hyperaktivität weniger auffällt oder sogar ganz fehlen kann. Auch Übergänge der Störung, z. B. von einem ADHS-Subtyp mit motorischer Hyperaktivität zu einem Subtyp ohne dieses Symptom, kommen häufig vor. Gerade für betroffene Jugendliche und Erwachsene ist es somit wichtig, zu wissen, dass sich eine ADHS zu verschiedenen Zeitpunkten im Leben unterschiedlich ausprägen kann.

Drei Missverständnisse im Zusammenhang mit der ADHS werden im Folgenden geklärt:

Eine ADHS verwächst nicht mit der Zeit

Die typischen Krankheitszeichen (Symptome) von ADHS können sich in ihrer Ausprägung im Laufe der Jahre verändern. Vor allem der bei Kindern zum Teil stark ausgeprägte überschießende Bewegungsdrang zeigt sich im späten Jugend- und im Erwachsenenalter oftmals deutlich rückläufig und verändert. Lange Zeit wurde dies fälschlich so interpretiert, dass sich die ADHS-Symptome in dieser Phase insgesamt zurückbilden. Erst in den vergangenen zehn Jahren wurde erkannt, dass Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen häufig bestehen bleiben und die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung somit keine rein kindbezogene Erkrankung ist, die sich bis zum Erwachsenenalter auswächst.

Heute wird diese Wandelbarkeit der ADHS-Symptome über die Lebensspanne anerkannt und bei der Diagnose gewürdigt. Insgesamt wird ADHS heute als eine Störung angesehen, die sich in der Mehrzahl der Fälle nicht zurückbildet, sondern die anhaltend (chronisch) bis in das hohe Lebensalter verlaufen kann. Nach Einschätzungen einer deutschen Expertengruppe bestehen in bis zu 80 % der Fälle von ADHS einige oder alle Symptome der Störung im Erwachsenenalter weiter.

Nicht jeder ADHS - Patient benötigt eine Therapie

Wie bei jedem anderen Krankheitsbild sind auch bei ADHS die Schwere der Symptome und der hierdurch verursachte Leidensdruck dafür ausschlaggebend, ob eine Therapie benötigt wird oder nicht. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Frage, in welchem Umfang das Leistungsvermögen von Betroffenen, z. B. in Ausbildung und Beruf, durch die ADHS beeinträchtigt wird.

ADHS - Medikamente steigern die Konzentration

Da Methylphenidat, das Standardmedikament zur ADHS-Behandlung, unter die Betäubungsmittelverordnung fällt, besteht in der Öffentlichkeit zum Teil die Vorstellung, dass ADHS-Medikamente durch eine „Ruhigstellung“ der Patienten wirken. Tatsächlich handelt es sich bei Methylphenidat pharmakologisch nicht um ein Betäubungsmittel, sondern um ein Stimulans, also ein die Gehirnaktivität anregendes Mittel. Die Hauptwirkung der Substanz bei ADHS besteht nicht in einer Betäubung, sondern in einer Förderung von Aufmerksamkeit und Konzentration der Betroffenen.

Wie äußert sich eine ADHS bei einem Erwachsenen?